Das Reich der Mineralien in der "institutio archiducalis Ferdinandea"

Bei der in der Handschriftensammlung der Nationalbibliothek aufbewahrten institutio archiducalis Ferdinandea (ÖNB cod. min. 33a) handelt es sich nicht um einen schnöden Unterrichtsbehelf, sondern ein Kleinod der Pädagogik: Denn Adressat dieses Lehrwerks war Erzherzog Ferdinand, Sohn Maria Theresias, der später die Linie Habsburg-d’Este begründen sollte. Das Werk wurde von Philipp von Rottenberg als dessen Instruktor konzipiert und dem Erzherzog 1769 übergeben. Eine weitere Besonderheit sind die vom französischen Kupferstecher Charles Roëttiers angefertigten detaillierten Illustrationen. Auf insgesamt 99 hochformatigen Kartontafeln werden die unterschiedlichsten fachwissenschaftlichen Disziplinen systematisch zusammengestellt und mit Miniaturbildern ergänzt. Um die Konstanten des erzherzöglichen Lernprozesses aufzubereiten, werden im ersten Teil der vorliegenden Arbeit die beteiligten Personen und das Werk selbst vorgestellt. Im zweiten Teil werden zwei Tafeln des zweiten Bandes der institutio archiducalis, die sich mit Teildisziplinen der Chemie auseinandersetzen, umfangreich aufbereitet. Tafel VII Mineralia bietet einen Überblick über das damalige Wissen der Festkörperchemie und Tafel XXX Regnum minerale liefert Einblicke in Herstellungsprozesse und Werkstofftechnik. Beide Tafeln werden übersetzt, fächerverbindend mit Chemie kommentiert und in den damaligen Wissensstand eingeordnet. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Quellen und naturwissenschaftlichen Vorgängerwerke gelegt